Fünf Frauen deren Lebenswege und Charaktere unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber auf verschiedenste Weise miteinander verbunden sind.
Auch in diesem Roman von Daniela Krien umrahmen der Fall der Mauer und die damit verbundene Freiheit die Geschichte. Die Frauen sind allesamt starke Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten. Jede der fünf Frauen kommt im Laufe des Lebens in eine Situation, in der die Lage aussichtslos erscheint und geht auf ihre eigene Art und Weise mit diesen Tiefschlägen um, ohne dabei die Hoffnung zu verlieren. Man darf sich bei diesem Roman keine „Happy End“ Liebesgeschichte erwarten.
„Liebe ist kein Gefühl. Liebe ist keine Romantik. Liebe ist eine Tat. Man muss die Liebe vom Ernstfall aus betrachten.“
Seite 144

Achtung Spoiler
Die Erzählform aus Sicht der fünf Protagonistinnen gibt dem Leser einen tiefen Einblick in deren Gefühlswelt, Wünsche und Lebensziele. Daniela Krien schafft es diese Frauen so zu beschreiben, dass man sich sofort mit ihnen identifizieren kann und lässt uns an deren Leben regelrecht teilhaben. Die Geschichten der Fünf werden hintereinander erzählt. Erst im Laufe des Lesens erfährt man, wie die Lebenswege miteinander verwoben sind. Diese Erzählweise macht es dem Leser einfach, sich gut auf die einzelnen Figuren einzulassen.
Ich finde die Charaktere auf Anhieb sympathisch und bin froh, dass es sich nicht um makellose, aalglatte Frauen handelt, die am Ende des Romans ihren Mr. Right finden. Jede hat ihre eigenen Schwächen und kostet das Leben mitsamt ihren Höhen und Tiefen in vollen Zügen aus. Sie gehen mit ihren Schicksalsschlägen auf unterschiedlichste Weise um, gestehen sich dabei aber auch persönliche Schwächen ein und bleiben sich selbst treu. Besonders das Zugeständnis der Eigenheiten lassen die Frauen auf mich umso stärker wirken. Die Stories sind kurz gehalten aber nicht oberflächlich. Die Autorin schreckt dabei nicht davor zurück auch sensible Themen wie Abtreibung, den Tod des eigenen Kindes, Seitensprünge und den unerfüllten Kinderwunsch aufzugreifen. Man kann sich genau deshalb so gut mit den Geschichten identifizieren, weil nicht nur die schönen Seiten der Liebe beschrieben werden sondern auch das Scheitern.
„Ich mag sie sehr. Wenn ich sie lieben würde, gäbe es keine Leichtigkeit. Dann wäre es wie bei uns.“
Seite 127
Wenn mich etwas gestört hat, dann war es der teilweise etwas zu negative Verlauf der Handlung. Die Frauen haben mir auf Anhieb einen sehr willensstarken und selbstbewussten Eindruck vermittelt und haben sich trotzdem in eine unglückliche Liebe verrannt. Sie haben Jahre vergeudet, in der Hoffnung, dass sich aus der oberflächlichen Beziehung mit dem „einen“ Mann (Götz) doch noch eine erfüllte Liebe entwickeln könnte. Dieser Mann wird dadurch auf einen Sockel gestellt, dem er nicht gerecht wird. Man hat regelrecht das Gefühl, ihm kann kein anderer das Wasser reichen, die Stellung der sonst so selbstbewussten Frauen wird zugleich geschmälert, da sie sein konfliktscheues Verhalten und seine Seitensprünge akzeptieren.
Gut gelungen ist der Autorin, dass die Fünf nie verbittert waren, sondern am Ende zu dem Punkt gelangt sind, das Positive am Leben zu sehen und den Glauben an die Liebe nicht zu verlieren. Die Schwestern Malika und Jorinde finden ihre Erfüllung zum Beispiel darin, ihre Kinder gemeinsam großzuziehen.

Fazit
Der Schreibstil der Autorin besticht abermals durch ihre schlichte und lebendige Sprache, die es dem Leser einfach macht sofort in die unterschiedlichen Geschichten, Ansichten und Charaktere hineinzufinden und sich damit zu identifizieren. Ein spannendes und bewegendes Buch, das ich regelrecht verschlungen habe.
(verfasst von Manuela)
Buchinformationen
Daniela Krien - "Die Liebe im Ernstfall", Diogenes Verlag, 288 Seiten, ISBN-13: 978-3257070538
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