„Allmen und der Koi“ von Martin Suter

Von einem Unbekannten wird Allmen für seinen nächsten großen Auftrag nach Ibiza gelockt und mit einem älteren Mann mit ausgeprägter Leidenschaft für sündhaft teure Fische konfrontiert, dem sein allerliebster Teil der Sammlung abhanden gekommen ist. Der millionenschwere und riesige Koi „Boy“ sei unter widrigen Umständen abhandengekommen und seit dem nicht mehr auffindbar. Carlos wird trotz seiner fragwürdigen Papiere eingeflogen um bei der skurrilen Suche zu unterstützen und sich mit den interessanten Details des teuren Hobbies der Koi-Haltung auseinander zu setzen. Das Ausfindingmachen des millionenschweren Kois bedarf des vollen (riskanten) Körpereinsatzes von Carlos. Schlussendlich folgt auch Maria ihren beiden Kollegen an den heißen Urlaubsort um nach dem Rechten zu sehen und die Sicherheit ihres Geliebten zu gewährleisten.

„Sie ging weiter, blieb kurz vor der Hibiskushecke stehen, riss eine Blüte ab, steckt sie sich hinter das rechte Ohr und schlenderte weiter bis zu der Stelle, wo ihr Sarong am Boden lag. Sie bückte sich, hob ihn auf, schlang ihn routiniert um die Hüfte und verschwand im Schatten dichtgepflanzter niedriger Palmen, die einen schmalen Weg säumten. Allmen widmete sich wieder seiner Lektüre. Noch immer hatte er Mühe, sich darauf zu konzentrieren.“

Seite 20

Martin Suter schreibt seine Allmen-Reihe durchwegs mit der für ihn typischen klaren, wenig verspielten und gut strukturierten Schreibweise. Die Sprache in den Kriminalromanen des Autors ist unkompliziert und garantiert einen guten Lesefluss – die kompakte Länge der Bücher ermöglicht sogar in einem Rutsch durch zu lesen oder zumindest große Teile in einem Rutsch zu verschlingen.

Bei Allmen handelt es sich um einen durchaus sympathischen Schnösel, der einst über ein horrendes Vermögen verfügte und seitdem kein sonderlich großes Interesse an der Anpassung seines Lebensstils an seine stark reduzierten finanziellen Möglichkeiten hegt. Der wohlerzogene und höfliche Mann hasst es über lästige Rahmenbedingungen wie Geld zu sprechen und vermeidet tunlichst jegliche Diskussion über Finanzielles, was zu erheblichen Verlusten und Abrundungen der Honorare führt und seine beiden Mitarbeiter regelmäßig zur Weißglut bringt. Neben seinem großen Fokus auf Luxus und die positiven Begleiterscheinungen, wie exquisites Essen, hochwertige Drinks und pompöse Suiten liegen Allmen aber vor allem die beiden Mitglieder seiner Crew – Carlos und seine Geliebte Maria – sehr am Herzen.

Carlos ist der treuergebene Diener Allmens, der ihm in finanzschwachen Zeiten sogar Geld für Lebensnotwendiges ( wie Limousinen-Taxifahrten, ständiges Auswärtsessen in renommierten Häusern und ausgefallene sowie hochwertige Kleidung) borgt. Carlos ist trotz zwischenzeitlicher hoher Einnahmen aus dem Detektivgeschäft mehr als nur am Boden geblieben und überzeugt neben seiner grenzenlosen Loyalität und Ehre mit einer ausgeprägten Bescheidenheit. Beispielsweise putzt er nach wie vor seinem Vorgesetzten die Schuhe per Hand (weil er sich dabei angeblich am besten konzentrieren kann) und weigert sich mit Allmen an einem Tisch sitzend gemeinsam zu essen (weil sich das für einen ordentlichen Diener nicht gehören würde). Es fällt schwer diesen durchaus intelligenten und herzlichen Mann nicht zu mögen.

„Der spanische Tagesablauf kam ihm sehr entgegen: Spät aufstehen, spät zu Mittag essen, spät zu Abend essen, spät zu Bett gehen. Aber wo ihn nun schon einmal der Sturm geweckt hatte, konnte er auch gleich aufstehen und sich Carlos anschließen, der sich mit Marta zum morgendlichen Marktgang verabredet hate.“

Seite 91

Maria, ursprünglich ein Zimmermädchen, traf im Rahmen eines anderes Falles auf Carlos und seinen Chef. Sie verfiel dem sympathischen Diener fast augenblicklich und ist seit dem nicht nur Carlos Geliebte sondern auch Teil des dynamischen Dektiven-Trios. Die attraktive Maria ist vor allem für die finanziellen Aspekte ihrer Aufträge oder (wie Allmen es bevorzugt zu bezeichnen) „das Accounting“ zuständig und überzeugt durch ihr willenstarkes Auftreten und ihren grenzenlosen Mut wenn es um ihren Partner geht. (Ich persönlich mit ein großer Fan der durchsetzungsstarken Maria! ;))

Achtung Spoiler

Herzhaft lachen musste ich über das etwas drastische, aber durchaus humorvolle und überraschende Ende. Garrett, Allmen´s Auftraggeber und ein älterer sehr vermögender Mann, wird von seiner sehr jungen und schönen Frau regelmäßig mit Männern aus ihrem näheren Umfeld betrogen. Zu den Liebhabern der exotischen Schönheit zählt auch Allmen selbst, der sie eines Nachts überraschend in seinem eigenen Bett vorfand. Garrett hat genug davon ständig von seiner Frau Hörner aufgesetzt zu bekommen und rächt sich mit einem ganz besonders delikatem Abendessen für ihr zügel- und respektloses Verhalten. Der „Star“ des großen Dinners, an dem auch Allmen und seine beiden Mitarbeiter teilnahmen war der schöne Koi „Boy“, allerdings in anderer Form als erwartet.. 😉

Fazit

Martin Suter verleiht seinem Hauptprotagonisten in „Allmen und der Koi“ mehr und mehr Menschliches und empathische Züge. Er lässt ihn über den Tod eines langjährigen Bekannten trauern sowie über sein eigenes Älterwerden und die damit einhergehende abnehmende körperliche Fitness nachdenken. Ich bin ein großer Fan dieser Entwicklung der Figur und mag die damit verbundene zunehmende Nahbarkeit und Möglichkeit der Identifikation mit der Figur des verschrobenen Allmen.

Entgegen der gängigen Meinung, dass es sich bei „Allmen und der Koi“ um eine eher flache und langweilige Kriminalgeschichte handelt, hat mir der sechste Teil der allseits bekannten Allmen-Reihe ausgesprochen gut gefallen. Die Länge des Buches ist wie immer bei Martin Suter optimal gewählt und der Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht. Die Figuren sind so eigenwillig, amüsant und sympathisch wie eh und je und haben mich ausgezeichnet unterhalten. Besonders gefreut habe ich mich über die letzten Seiten des Romanes, weil ich mit diesem Ende beim besten Willen nicht gerechnet habe.. 😉

(verfasst von Simone)

-> dieser Titel als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt – Danke an den Diogenes-Verlag!

Buchinformationen

Martin Suter - "Allmen und der Koi", Diogenes, 272 Seiten, ISBN-13: 978-3-257-07075-0

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