„Winterkartoffelknödel“ von Rita Falk

Bei „Winterkartoffelknödel“, als ersten Fall für den Polizisten Eberhofer aus Rita Falks Feder, handelt es sich um einen Provinzkrimi, der in Niederbayern (genauer: Niederkaltenkirchen) spielt und den Leser in die gemütliche Welt eines mäßig motivierten Beamten eintauchen lässt.
Rita Falk erzählt in der Ich-Form aus Sicht von Eberhofer, der von der Münchner Polizei in seinen Heimatort versetzt wurde und mit seiner mürrischen Art dem skurillen Tod eines und dann mehrer Dorbewohner auf den Grund geht. Neben dem Polizisten spielen auch seine Familie und Freunde aus Jugendtagen eine große Rolle und werden durch die Begegnungen und Dialoge mit dem Beamten vorgestellt.

Der Polizist wird als grantiger, aber auch gemütlicher und empathischer Kerl dargestellt. Man hat das Gefühl, dass er eh nur seinen Job machen will und es dabei des Öfteren nicht sehr leicht hat, weil ihm beispielsweise Vorgesetzte aufsitzen oder nicht ernst nehmen. Gut gelungen und lustig fand ich das ständige Rumgefuchtle mit der Waffe – offensichtlich ist Herr Eberhofer sehr stolz auf seine Dienstwaffe und zeigt diese sehr gerne Herr um sich Respekt zu verschaffen. Besonders wichtig sind dem bayerischen Beamten seine Runden mit dem Ludwig, diese werden Tag für Tag minutengenau durchgeführt und Unterbrechungen dieser Märsche sind gänzlich unerwünscht 😉

„Und anstatt wie sonst verspielt drauf loszurennen, ist der Hundling nur noch mit erhobenem Kopf daran vorbei und hat gesagt: „Aus dem Weg, du Froli-Fresser!“

Seite 155

Das Buch beinhaltet nicht nur den knackigen Provinzkrimi sondern liefert auf den letzten Seiten auch ein kleines „Wörterbuch“ mit Übersetzungen vom Bayerischen ins Deutsche. Die Erklärungen zu den mehr oder weniger klassischen bayerischen Ausdrücken sind wirklich ausgesprochen lustig und ein nettes Zuckerl für die Leser.

„Matz: Eine Matz kann praktisch mehrere Funktionen erfüllen und ist überwiegend weiblich und negativ. Wenn man dabei jedoch von einem Mann spricht, hat es durchaus positive Aspekte. Die klassische Matz ist ein Miststück mit dem Hang zur Schlampe. Also die Art von Weib, die auf ihrer eigenen Zielgeraden schon gern mal über Leichen wandert.“

Glossar

Außerdem unterstützt Rita Falk alle Hungrigen und hängt noch ein paar Rezepte zu Omas schmackhaften bayerischen Gerichten an das Ende des Buches. Wer also beim Schmökern im Kriminalroman Lust auf Kartoffelknödel, Gebratene Gans, Schweinebraten, Fleischpflanzerl oder Apfelstrudel bekommen hat, kann sich unter Anleitung gleich an die Arbeit machen.

„Und, mein lieber Schwein, das ist ein Schwätzer, das kann man gar nicht erzählen. Ein gebürtiger Leipziger und allein sein Dialekt ist schon schmerzgeldtauglich.“

Seite 47

Achtung Spoiler

Eberhofers Vernarrtheit in die Ehefrau des Mörders (oder „Ferrari“) fand ich persönlich besonders unterhaltsam. Bis dem Leser klar wird, dass sich der Beamte gerade dabei ist sich in die Dame zu verlieben, hat man das Gefühl, dass er durch nichts aus der Ruhe gebracht werden kann und in den meisten Belangen vollkommen teilnahmslos ist. Durch seine kleine Liebelei wird die Figur jedoch perfekt abgerundet, wird menschlicher und jedenfalls Sympathiepunkte – denn wer von uns war nicht schon einmal etwas unglücklich verliebt und wurde getäuscht?

Gerührt hat mich die große Zuneigung und Ergebenheit Eberhofers gegenüber seiner geschätzten Oma, die leider stocktaub ist, aber wirklich hervorragend kochen kann. Immer wieder erkennt Oma das Potenzial bei dem Erwerb von Sonderangeboten viel Geld zu sparen und nötigt ihren Enkel zu dem Transport zu den jeweiligen Geschäften, der dieser Aufforderungen anstandslos Folge leistet und seine Oma unterstützt wo er nur kann. Im Gegenzug schreitet Oma ein und marschiert für den Polizisten zum Installateur um die unverschämt hohe Rechnung zu klären.

„Ich knall ihm eine, damit er wieder funktioniert, und im Handumdrehen haben wir die schönste Rauferei. Weil ich aber schnapp bin wegen Sex und der Rudi einen Sonnenbrand hat, dauert´s nicht lange und wir geben auf.“

Seite 160

Fazit

Wider Erwarten hat es (obwohl ich Kärntnerin bin und daher selbst im Dialekt spreche) einige Seiten gedauert bis ich mich an die Ausdrucksweise und den Erzählstil gewohnt und in den Krimi hineingefunden hab. Nach diesem etwas holprigen Einstieg in den Roman, habe ich mich allerdings sehr amüsiert und den Roman wirklich in einem Rutsch an einem einzigen Abend ausgelesen. Ich kann mir aber vorstellen, dass nicht jeder sich mit der sehr derben Ausdrucksweise von Herrn Eberhofer arrangieren kann und dem einen oder anderen diverse Ausdrücke und Aussagen vielleicht schon etwas zu primitiv sind. Ab und an waren es mir zu viele „Schmähs“ und die humorvolle Denke von Herrn Eberhofer zu dick aufgetragen.
Im Vordergrund des Romans steht meiner Meinung nach nicht immer der Kriminalfall (wenn auch dieser sehr gut überlegt und auf Papier gebracht wurde) sondern viel mehr die ganze Geschichte rund um den eigentümlichen niederbayerischen Beamten und seiner Familie und Freunde. Die Figuren, vor allem jene der Oma von Eberhofer, sind wirklich ausgezeichnet gelungen und überzeugen durch ihre verschrobene Art.
Mein Fazit ist, dass es sich bei Winterkartoffelknödel um einen amüsanten und gleichzeitig spannenden Krimi handelt, der mich gut unterhalten hat und genau die richtige Wahl nach einem anstrengenden Arbeitstag ist. Wer genau diese etwas seichte Unterhaltung erwartet und sich auf die Sprache einlässt, kann mit dem ersten Teil der Krimi-Reihe von Rita Falk bestimmt nichts falsch machen.

„Der Eberhofer Franz, der alte Psychopath, klärt quasi im Urlaub und völlig entspannt alle ungeklärten Fälle der letzten Jahre auf. Das geht natürlich runter wie Öl.“

Seite 189

Buchinformationen

Rita Falk - "Winterkartoffelknödel: Der erste Fall für den Eberhofer – ein Provinzkrimi (Franz Eberhofer)", dtv Verlagsgesellschaft, 240 Seiten, ISBN-13: 9783423213301 

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