„Ich bin Circe“ von Madeline Miller

Die Tochter einer herausragend schönen Nymphe und des Sonnengotts Helios persönlich scheint nicht in die Welt der zwar makellos schönen, aber umso grausameren Götter zu passen. Bereits in ihrer Kindheit zeichnet sich nicht nur anhand ihrer eher leisen menschenähnlichen Stimme und ihrer empathischen Grundhaltung ab, dass sie sich den Menschen näher fühlt als ihresgleichen. Ihr Eigensinn führt schlussendlich zu ihrer Verbannung auf eine einsame (wenn auch wunderschönen) Insel, die sich als der Geburtsort ihrer Kräfte bezeichnen ließe und Schauplatz des Auftaktes ihres Weges zur Selbstfindung wird.

Madeline Miller rebelliert mit ihrem Roman gegen die Fakten aus den klassischen Sagen und schuf aus der bekannten Göttin Circe eine facettenreiche und sympathische Protagonistin, die sich ihrer eigenen Anziehungskraft und Macht die meiste Zeit selbst nicht bewusst ist und gegen die Ungerechtigkeiten ihres Daseins ankämpft. Circe liebt es sich zu kümmern und verwöhnt sowohl ihre Tiere als auch ihr begegnende Menschen auf der ständigen Suche nach Akzeptanz und Zuneigung in ihrer (nicht immer unliebsamen) Einsamkeit der Insel. Ihre Nächstenliebe und Großzügigkeit wird nicht nur einmal schamlos ausgenutzt. Circe wird von ihren Verwandten und anderen Göttern des Olymps laufend für ihre Ähnlichkeit zu den Menschen und ihre Schwäche verhöhnt.

Die Autorin erzählt in ihrem biografisch verfassten Roman „Ich bin Circe“ die Lebensgeschichte einer Göttin aus der Ich-Form der Protagonistin. Die Figur der Hexe Circe und ihre besonderen Eigenschaften und Empathie hat etwas sehr tragisches und Madeline Miller gelingt vor allem durch die Erzähl-Perspektive eine spannende Auseinandersetzung mit den Gefühlen und der großen Ungerechtigkeit ihres Schicksals.

Neben der Protagonistin spielen zahlreiche Götterfiguren in Madeline Millers Roman eine Rolle. Neben Helios, dem ebenso mächtigen wie grausamen Sonnengut, dem herablassenden Göterboten Hermes, den verspielten und eitlen Nymphen, dem Helden Odysseus und einigen weniger ahnsehnlichen dafür aber spektakulären Wesen wie dem Minotaur begegnen viele spannende Figuren aus den Göttersagen der Hexe Circe in entweder friedlicher oder weniger positiver Absicht.

Achtung Spoiler

Nachdem Circe sich gegen die Ungerechtigkeit ihrer Verbannung auf die einsame Insel auflehnt und ihrem (wenn auch schönen) Gefängnis entrinnt, entscheidet sie sich endlich zwischen ihren ursprünglichen Herkunft und ihrer tatsächlichen Liebe und Zugehörigkeit. Was für ein rührendes und dennoch sehr stimmiges der Protagonistin entsprechendes Ende. Irgendwie hatte man als Leser über den gesamten Roman so das Gefühl, dass Circe nicht in diesen elitären Kreis der grausamen und rachsüchtigen Götter passt. Dass sie sich die Hexekunstbegabte Tochter der Sonne schlussendlich dafür entscheidet mit ihrem Ehemann zu altern und tatsächlich zu sterben, rundet die gesamte Story um Circe perfekt ab.

Fazit

Ich war mir ja bereits nach Lesen des Klappentextes relativ sicher, dass es sich um ein Buch nach meinem Geschmack handelt (wer mich kennt weiß, dass ich die Göttersagen liebe – auch wenn ich üblicherweise der nordischen Götterwelt noch mehr abgewinnen kann). ABER, dass ich diese doch nicht unbeachtliche Seitenzahl in zwei Tagen verschlingen würde, hätte ich mir nicht gedacht. Ich wurde von „Ich bin Circe“ voll und ganz vereinnahmt.

„Ich bin Circe“ ist ein Roman, der alles mitbringt was das Herz begehrt. Abenteuerliche Geschichten voller Brutalität und Heldentum, faszinierende Wesen, die klassische Rach- und Eifersucht der Götter, ausführliche Beschreibungen umwerfender Schönheit, tragische Liebespaare und die jene Tochter von Helios, die das eine oder andere Jahrhundert brauchte um ihren eigenen Platz und ihre Bestimmung zu finden. Ich kann dieses Buch nur wärmstens weiterempfehlen, es bringt alles mit was man für einige (sagenhafte) Lesestunden so braucht. Mich konnte „Ich bin Circe“ jedenfalls hellauf begeistern, liebte jede einzelne Seite und bin noch immer etwas traurig es beendet zu haben.

(verfasst von Simone)

-> dieser Titel als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt – Danke an den Eisele Verlag!

Buchinformationen

Madeline Miller - "Ich bin Circe", Eisele Verlag, 528 Seiten, ISBN  978-3961610686 

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