Heutzutage gibt es so viele Dinge gleichzeitig zu erledigen, dass man sich vor allem nach (völlig übertrieben) großen Bücherbestellungen oftmals selbst die Frage stellt „..und bitte wann soll ich mir diese ganzen Schmöker zu Gemüte führen?“. Das Zeit-Dilemma ist ein riesengroßes und in unserer dynamischen Zeit der unzähligen Möglichkeiten und aber auch horrenden Erwartungen und Ansprüchen an uns selbst und unser Umfeld ein allgegenwärtiger blocking-point für neue (wenn auch verrückte) Ideen oder altbewährte aber hoch geschätzte Hobbies und Leidenschaften.

Wie soll denn neben Sport um fit und möglichst gesund zu bleiben (und die zahlreichen süßen Sünden abzutrainieren 😉 ), Freundschaften, die es regelmäßig zu pflegen gilt, Food-Prep um in der Arbeit die Gewürzmischungen und Zusatzstoffe aus der Kantine zu vermeiden, eventuell noch einem Partner, der auch gerne mal im stressigen Alltag unterhalten und eingebunden werden möchte, lästigen Verpflichtungen im Haushalt und unter anderem Verwandten, die Unterstützung und Treffen einfordern, Beautyprogrammen (gemeint sind hier Kleinigkeiten wie Feuchtigkeitsmasken und flottes Nägellackieren) noch irgendwie Zeit bleiben um sich voll und ganz einem guten Buch zu widmen? Die von mir genannten „Me-Time“ (= ich auf meiner Couch oder in meinem Bett mit einem bequemen Polster unter meinem Nacken und einem Nespresso-Chocolat in meiner Lieblingstasse sowie einem Glas Wasser gleich neben mir, der Garfield-Verschnitt an meine Beine gekuschelt und einem fesselnden Abenteuer in der Hand) ist spärlich und oftmals richtig schwer einzuplanen.

Für mich persönlich ist es aber unumgänglich genau diese Stunden einzufordern, denn nichts entspannt mich so sehr wie Teil eines Romans in einer völlig anderen Welt und ihren Figuren zu werden und dem Alltag (wenn auch nur für kurz) entfliehen zu können. Wer denkt noch an den Stress des Büro-Vormittages an dem eine Telefonkonferenz, wenn man gerade mit den eigenen adretten Zofen in einer Burg ein Schwätzchen hält und sich auf das nächste Stelldichein mit dem Liebsten freut? Welcher Familiendisput hat noch eine Chance während man einem gefährlichen und durchtriebenen Serienkiller auf der Spur ist und mit dem tollpatschigen Kollegen gerade in eine Falle gelockt wird? Wer ist noch gestresst von der letzten Betriebsprüfung wenn einem gerade zum ersten Mal der perfekte Expecto Patronum in Hirsch-Form gelungen ist um einen Schwarm Dementoren zu verscheuchen? Die paar Kilos mehr vom letzten Kroatien-Urlaub spielen doch bitte keine Rolle mehr wenn der schüchterne Junge vom Mondkalb zum talentierten Reiter und Schwertkämpfer mutiert und am Ende die ganze Welt rettet.

Währenddessen haben die Wäscheberge und verpassten Anrufe am Handy keine Chance mir mein Leseerlebnis zu verderben, aber das schlechte Gewissen meldet sich ja dann doch irgendwann zu Wort und fordert die Erledigung der bereits erwähnten Verpflichtungen. Die „Me-Time“ ist also so eine Sache für sich und nicht ganz unproblematisch einzufordern und trotzdem ist es unumgänglich sich diese Stunden zu gewähren, abzuschalten und das zu tun was man liebt und es einem erlaubt zu genießen und zu entspannen.
Also einfach effizienter bei der Erledigung des Notwendigen sein, priorisieren was tatsächlich ganz akut von der To-Do-List muss und Lesezeit regelmäßig in den stressigen Alltag einplanen (wenn auch nur stundenweise) denn ein paar Lücken lassen sich wenn wir ganz ehrlich sind immer finden. Was hält uns jetzt noch auf? Her mit einem spannenden Abenteuer am Kindle oder ganz oldschool in Print-Buchform und ab in den Lieblingssessel und bitte den Kaffee nicht vergessen…frei nach dem Motto:
„Buch an – Welt aus“ 😉

(verfasst von Simone)
Kommentar verfassen