„Ich fühl’s nicht“ von Liv Strömquist

Eine Ansammlung von Comics über die Liebe – aber auch irgendwie nicht – vielmehr über die fehlende wahre Liebe, die es nur so selten schafft gegen Narzissmus und Konsumfokus in unserer Gesellschaft anzukommen…

Sind wir wirklich schon zu narzisstisch um uns richtig verlieben zu können? Ist echt jede/r Partner/in, die/der uns schlecht behandelt oder hintergeht einfach ersetzbar? Stellen wir unsere eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse so weit oben an, dass eine ehrlich bedingungs- und selbstlose Liebe schon fast unmöglich ist? Betrachten wir unsere PartnerInnen als Konsumgüter, die bei Nichtzufriedenheit einfach ausgetauscht werden können? Interessante Fragen und noch spannendere Antworten und Sichtweisen, die Liv Strömquist, das Comic-Genie, darstellt und mit Beispielen aus Geschichte und Gegenwart untermauert.

Unter anderem mit Darstellungen zu Leonardi Di Caprio versucht sie darauf hinzuweisen, dass Partner wie Konsumgüter einer eingehenden Prüfung unterzogen und nach diversen Kriterien beurteilt und ein neues (vielleicht sogar besseres ) Exemplar einfach herangeschafft werden kann. Sind wir zur wahrer Liebe nur noch so wenig im Stande, dass wir bei dem kleinsten Makel einen potenziellen Partner vorab ablehnen und uns mit System an die Suche nach einem anderen machen? Die eigenen Vortstellungen und Bedürfnisse und ein durch den Geist der Gesellschaft vermittelter Selbstschutz sowie Selbstliebe führen zum Verdrängen der oft nicht erklärbaren subjektiven Anziehungskraft – quasi das Fünkchen, das den einen speziellen Menschen so besonders für einen selbst macht und der- oder diejenige nicht x-beliebig ist. Songs führen uns dazu an bei Liebeskummer objektiv zu beurteilen, dass der Verflossene „eh nicht gut genug“ für uns war und nun der nächste (viel bessere) kommen kann. Der Titel „Ich fühl´s nicht“ hätte von der Comic-Koryphäe nicht passender gewählt werden können.

Achtung Spoiler

Einer der für mich skurrilsten Comics in „Ich fühl´s nicht“ behandelt Theseus und Ariadne. Der Auftakt ihrer Liebesbeziehung könnte nicht schöner sein – ein roter Faden, der es dem eingesperrten Theseus ermöglicht das Labyrinth zu verlassen und seine große Liebe zu finden. Bis die Geschichte eine sehr grausame Wendung nimmt und Theseus sich (plötzlich oder nach geraumer Zeit – das ist unklar!) entscheidet Ariadne nicht mehr zu lieben und sie einfach auf einer Insel alleine aussetzt. Es existieren verschiedene Versionen des Mythos – Fakt ist jedoch, genau so schnell wie man sich (oft ohne begreifbaren Grund) verliebt, kann man sich auch wieder entlieben. (Jemanden auf einer Insel auszusetzen erscheint mir aber doch als ein wenig überzogen.. ;))

Fazit

Ihr wisst ja, dass wir bekennende Liv-Strömquist-Fans sind und es ist daher wahrscheinlich keine Überraschung, dass natürlich auch „Ich fühl´s nicht“ von der scharfzüngigen Comic-Zeichnerin einen großen Anklang findet. Liv ist ehrlich und scharfzüngig wie eh und je und behandelt ein weiteres interessantes Gesellschafts-Thema. Gibt es für narzisstische Menschen, die in einer Konsumgesellschaft wandeln noch die Chance sich tatsächlich zu verlieben und potenzielle PartnerInnen nicht wie bestellbare Artikel sondern als wertvolles Individuum zu betrachten? Jedenfalls spannende Fragen und eine thematische Aufbereitung von Liv Strömquist wert.

Ich kann Livs Comic vor allem deshalb empfehlen, weil ich mich nach jeder Lektüre ein wenig schlauer, aufgeschlossener und wachsamer fühle. So nebenbei amüsieren mich die Comics natürlich auch und es macht einfach Spaß Livs Wortwitz und Sarkasmus zu verschlingen. Auch wenn ihr keine Comic-LeserInnen seid (das waren wir vor Liv auch nicht so wirkich..), traut euch und schnappt euch was von Liv – ihr werdet es nicht bereuen!

–> Danke an den supercoolen Avant-Verlag für die Zusendung eines weiteren genialen Werks von unserer Lieblings-Comiczeichnerin Liv.

(verfasst von Simone)

Buchinformationen

Liv Strömquist – „Ich fühl´s nicht“, Avant-Verlag, 176 Seiten, ISBN: 978-3-96445-028-9

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